Selbstliebe Lernen.

So geht’s wirklich und für immer.

Du musst dich einfach nur mehr selbst lieben, so schallt es einem von den Sozialen Medien von überall entgegen.

Ja toll, hast du dich vielleicht auch schon mal gefragt. Wie bitte soll das jetzt gehen? Indem ich das einfach mal beschließe? Oder besser, mich erst einmal schlecht fühle, weil sich selbst lieben doch anscheinend so einfach ist und nur ich das nicht hinbekomme?

Nada. Nichts davon. Es gibt einen sehr einfachen Weg zu mehr Selbstliebe. Und der geht über unseren eigenen Körper. Wir können den nämlich nicht nur dazu nutzen, um von A nach B zu kommen, wir können ihn auch dafür einsetzen, unsere Beziehung zu uns selbst zu beeinflussen.

Stell dir vor, dein Körper ist ein Tempel.

In einer sehr alten spirituellen Tradition, dem 5000 Jahre alten kaschmirischen Tantrismus, stellt man sich den eigenen Körper als einen Tempel vor. Einen Tempel, in dem unsere Seele wohnt. Für mich ist das eine spirituelle Vorstellung, die ganz einfach und praktisch im Alltag gelebt werden kann. Es geht darum, ob ich in meinem eigenen Körper zu Hause bin.

Wenn ich mir vorstelle, mein Körper ist ein Tempel, dann gehe ich plötzlich ganz anders mit ihm um. Es verändert meine Beziehung zu mir selbst.

Reise durch deinen Körper und entdecke dich selbst.

Als psychosomatische Therapeutin weiß ich, dass die Unterscheidung zwischen Körper und Geist in unseren Wissenschaften und auch in der Medizin eine künstliche Trennung ist. Sie ist notwendig, um die vielfältigen Funktionen unseres Organismus besser zu verstehen. Was zunächst sinnvoll ist, stellt in der Behandlung auftretender Phänomene eine Barriere dar.

Körper und Psyche sind eine untrennbare Einheit. Jeder Gedanke, jedes Gefühl löst eine körperliche Reaktion aus. Jede Körperhaltung, jede Bewegung, jede Geste löst ein Gefühl aus – ohne Ausnahme. Wenn du Selbstliebe lernen willst, nutze diesen Weg. Und keine Sorge, am Anfang musst du deinen Körper dafür nicht besonders mögen. Und wenn du ihn schon sehr magst, ist das genauso gut.

Selbstliebe lernen mit Embodiment-Übungen

Alle Gefühle bedienen sich der Mechanismen des Körpers, um überhaupt zu entstehen. Sie sind auf elektrische Impulse in unseren Nervenbahnen, Spannungszustände in unseren Muskeln und hormonelle Cocktails in unserer Blutbahn zurückzuführen.

Das klingt jetzt wieder sehr unromantisch, nicht wahr? Wo bleibt denn da jetzt die Seele und du selbst? Das ist eine sehr wichtige Frage und für unseren Fokus hier möchte ich ein einfaches Bild anbieten.

Die Seele ist so etwas wie eine große unbewusste Intelligenz in uns, die nur das Beste für uns will. Sprache ist für sie allerdings ein Umweg, unser Unbewusstes spricht viel flüssiger in Bildern und Sensationen unseres Körpers. Jeder kennt das, wir nennen es oft Bauchgefühl. Wie auch andere Gefühle bedient sich die Seele also der physiologischen Mechanismen unseres Körpers, um sich uns mitzuteilen.

Sie ist aber nicht die einzige Stimme, die gehört werden will. Alle anderen Gefühle, die als Reaktionen auf unser Umfeld entstehen oder durch unsere eigenen Gedanken erzeugt werden, wie Scham, Ärger oder Ängste, aber auch Enthusiasmus oder Liebe, teilen sich diese innere Redezeit mit ihr.

Und manchmal reden sie alle sehr laut durcheinander oder unterdrücken einander sogar. Das ist purer Stress für den Körper. Meist ist das der Punkt, an dem wir darüber nachdenken, uns einen Coach oder Therapeuten zu suchen.

Wenn wir in einem solchen Überforderungszustand sind, hilft uns ein Coach oder Therapeut, die Dinge wieder zu sortieren, die Stimmen zu beruhigen und in Ruhe und Klarheit Prioritäten zu setzen. Schritt für Schritt etablieren wir im Alltag neue Routinen im Umgang mit uns selbst.

Vertrau dir und mache schöne Erfahrungen.

Kommen wir zurück zu der Vorstellung, der Körper sei ein Tempel. Dann passiert etwas sehr Schönes: Wir wissen plötzlich, dass rumschreien hier nicht angebracht ist. Manchmal wissen wir auch, dass da noch etwas ist, außerhalb unserer selbst und gleichzeitig Teil von uns, das uns hält. Je nach religiöser Tradition hat es unterschiedliche Namen. Es ist Gottvertrauen oder Urvertrauen und es wirkt beruhigend und tröstend.

Manchmal, wenn wir schon sehr überfordert oder sehr wütend oder sehr traurig sind, können wir dieses Gefühl nicht mehr gut erreichen. Dann ist es umso wertvoller, den eigenen Körper wieder ganz zu spüren. Denn auch dieses Gefühl bedient sich des Körpers. Um es zu fühlen, müssen wir uns selbst spüren. Das passiert, wenn wir unsere Aufmerksamkeit hinein in unseren Körper lenken.

Dein Leib ist ein Tempel. Stell dir das mal ganz lebendig vor. Er ist gemacht, damit du sicher und mit offenen Sinnen in dir zu Hause sein kannst.

Zugegeben, meist haben wir im Alltag ein etwas anderes Verhältnis zu unserem Körper.

Was soll dein Körper für dich leisten und was hat das mit Selbstliebe zu tun?
Dein Körper soll funktionieren und schön aussehen, das soll er auch. Also mit schön meinen wir genau genommen: Er soll attraktiv sein. Lass uns das mal genauer anschauen.

Wenn es dir wie den meisten Menschen geht, dann erwartest du vermutlich auch von deinem Körper, dass er funktioniert wie ein Schweizer Uhrwerk und über den ganzen Tag bitte keine Mucken macht.

Wenn das Auto vor dir eine Vollbremsung hinlegt, soll er blitzschnell reagieren. So du dich verletzt hast, soll er die Wunde umgehend heilen. Hast Du viel zu tun, soll er bitteschön mit weniger Schlaf auskommen. Isst Du zuviel, weil du dich damit vielleicht belohnst oder beruhigst, soll er trotzdem schlank bleiben. Und wenn du ihm dann durch Sport deine Aufmerksamkeit schenkst, gehen dir die Fortschritte bezüglich der Optik und Leistung viel zu langsam. Ausatmen.

Wenn dir irgendetwas davon bekannt vorkommt, bist du hier richtig.

Und jetzt stell dir mal kurz vor, dein Chef würde sich dir gegenüber so verhalten. Wie fühlst du dich?

Wenn ich mir das vorstelle, wird mir ganz schwummerig. Wohlgefühl ist weit entfernt. Ich würde mich nicht geschätzt fühlen, wäre ziemlich demotiviert, vielleicht sogar richtig traurig oder wütend. Ich würde innerlich oder vielleicht sogar ganz offen rebellieren.

Die Selbstverliebtheit des Dorian Gray

Wenn wir über Selbstliebe sprechen, denkt so mancher an eine egozentrierte Art der Selbstliebe. Eine Selbstliebe, die man eher als Selbstverliebtheit bezeichnet. Meist geht sie mit einem Fokus auf unser visuelles Außenbild einher.

Besonders anschaulich hat diese Form der Selbstverliebtheit der irische Schriftsteller Oscar Wilde mit seiner Romanfigur Dorian Gray beschrieben. Diese Art der Selbstliebe will keiner lernen. So oberflächlich möchten wir nicht sein. Diese Art der Selbstliebe ist hier auch nicht gemeint. Aber Hand aufs Herz: Den Body, der die Bewunderung anderer auf sich zieht, den hätten wir schon ganz gern. Ich kann mich davon jedenfalls nicht ganz frei machen. Und das hat etwas mit unseren gesellschaftlichen Normen zu tun.

Besonders deutlich wird das, wenn wir uns den Bereich der Sinnlichkeit und Sexualität anschauen. Da soll der Körper sexy sein und bei Bedarf begehrende Blicke auf sich ziehen. Die Haut soll seidig sein, der Busen und die Beine straff. Ein flacher Bauch und die definierten Arme einer Athletin folgen auf der Anforderungsliste. Jetzt noch die Lücke zwischen den Oberschenkeln – und fertig ist das Idealbild, an dem wir uns Körperteil für Körperteil alltäglich messen. Und wehe, eines unserer Körperteile weicht zu weit vom Ideal ab: Dann beginnen wir uns zu schämen für ihn,

unseren wunderbaren weiblichen Körper.

Den Männern geht es übrigens zunehmend nicht anders. Vorbei sind da die Zeiten, zu denen sie auf ihren Bierbauch stolz sein konnten. Das Sixpack wird schon länger nicht mehr getrunken, sondern antrainiert.

So beginnst Du die Liebesaffäre mit Dir selbst

Das mag drastisch klingen, liest man die Veröffentlichungen zur Körperzufriedenheit. So sind schließlich über die Hälfte der Frauen mit ihrem Körper nicht direkt unzufrieden. Das klingt doch beruhigend. Schaut man genauer hin, bemerkt man, dass ebenfalls über die Hälfte der Frauen gern das eine oder andere an ihrem Körper verändern möchten.

Auch wenn wir es also nicht offen zugeben wollen, sind wir ganz schön kritisch mit uns selbst. Vergleicht man das Selbstbild deutscher Frauen mit Frauen aus Brasilien, wie das eine der Studien[i] getan hat, sind die Ergebnisse zu Körperbild und zur Körperzufriedenheit erstaunlich. Wir deutschen Frauen sind im Durchschnitt schlanker als brasilianische Frauen, schätzen uns aber dicker ein und haben eine niedrigere Körperzufriedenheit.

Am häufigsten hadern wir mit unserem Bauch. Manchmal versuchen wir ihn einzuziehen, vor allem in leicht bekleideten Zustand. Im Schwimmbad ist das noch egal, beim Liebesspiel eher fatal – für deinen Genuss. Mit eingezogenem Bauch raubst du deinen Sinnen den Atem.

Intensiver Genuss braucht die Entspannung und Expansion der tiefen Bauchatmung.

Mit eingezogenem Bauch ist das nicht möglich. Probiere es mal aus.

Wie Du mit Leib und Seele strahlen kannst

Bei all den schönen Seiten unserer westlichen Kultur: Der materialistische Blick, der unseren Körper auf seine visuelle Erscheinung reduziert, tut uns nicht gut. Wir erleben unseren Körper dann wie ein Ding, das wir besitzen, und wir bewerten täglich seine Qualität. Dieser ständige kritische Blick macht etwas mit dem Körper. Er ist nämlich kein Ding, er hat Gefühle. Und da er untrennbar mit uns verbunden ist, sind das unsere Gefühle. Selbstliebe, die von innen kommt, ist unter diesem kritischen Eigenblick nicht spürbar. Vielmehr zieht sich in uns etwas zusammen, zurück in sich selbst.

Wir schämen uns, weil wir unseren eigenen Ansprüchen, die genaugenommen fremde Ansprüche sind, nicht genügen.

Das Schöne ist, wir haben viel mehr Möglichkeiten, diese Gefühle zu beeinflussen, als wir denken. Schauen wir uns kurz an, welche Wirkung diese sehr kritische Haltung sonst noch hat.

Mit Haltung strahlen

Aus meiner Arbeit mit Frauen in Einzelgesprächen und der Seminarreihe Bedelicious weiß ich, dass die Zufriedenheit mit dem eigenen Körper eine starke Auswirkung auf unser Gefühl von sexueller Attraktivität und sexueller Zufriedenheit hat. Wer sich selbst nicht als besonders anziehend empfindet, strahlt das auch nicht aus. Da Anziehung aber mehr von der Ausstrahlung als von der objektiven visuellen Schale herrührt, landen wir hier in einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung. Wenig Ausstrahlung bedeutet in direkter Folge wenig Anziehungskraft. Dabei können wir unsere Ausstrahlung unmittelbar beeinflussen.

Wenn wir gelernt haben, unsere Ausstrahlung zu beeinflussen und sie zu einer dauerhaften inneren Haltung geworden ist, haben wir es geschafft: Unser Lebensgefühl hat sich dauerhaft verändert. Wie viel schöner dieses neue Lebensgefühl ist, lässt sich an dem Strahlen der Gesichter erkennen, die diesen Weg gegangen sind.

Und nicht nur die Gesichter strahlen. Der ganze Körper strahlt von innen heraus.

Entdecke das Geheimnis deiner Anziehungskraft

Immer wenn du ganz bei dir bist, du dich völlig in Ordnung findest und du dich pudelwohl fühlst, dann empfinden sich andere Menschen von dir angezogen. Bestimmt ist dir das auch schon aufgefallen. Oft passiert uns das unbewusst, einfach weil der innere Kritiker mal schweigt. Mit ein wenig Übung kannst du deinen inneren Kritiker jedoch zu deinem Freund machen und diesen Zustand dauerhaft genießen. Du strahlst dann warm und freundlich nach außen. Dieses innere Strahlen wirkt wie eine magnetische Kraft. Es zieht an, was vorher außerhalb deiner Reichweite war.

Es lohnt sich also, den eigenen Körper mal genauer und zukünftig vielleicht sogar ein bisschen liebevoller anzuschauen.

Eine Übung

Wenn du das ganz spannend findest, mach mal ein kleines Experiment. Schreib spontan auf, welche Gedanken dir in die Hand strömen, wenn du folgende Frage beantwortest:

Mein Körper ist …

Für den Weg zu alltäglicher Selbstliebe ist diese Frage sehr wertvoll. Selbst dann, wenn die ersten Gefühle, die du fühlst, nicht angenehm sind. Tatsächlich geht das vielen Menschen so, die sich diese Frage zum ersten Mal bewusst stellen. Halte durch. Schön, sinnlich, ja lustvoll wird es dann, wenn du durch diesen Anfang hindurch bist.

Vielleicht stehen da jetzt schon sehr schöne Worte. Genieße sie. Und dann lass das andere auch da sein, das wenig Schmeichelhafte, lass es da und nimm es an: für mehr Liebe zu dir selbst.

Lass diesen Text einige Tage wirken. Du kannst mit diesen Gedanken flirten. Probiere zum Beispiel bei Gelegenheit aus, dich anders im Spiegel anzuschauen.

Du kannst das Gelesene auch einfach wieder vorübergehend vergessen. Wenn es in deinem Rhythmus Zeit für mehr Selbstliebe ist, wirst du dich an diese oder ähnliche Gedanken erinnern.

Dein Körper ist ein Tempel

Was ist dein Gebet?

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